Getroffen haben wir Weibilos uns am 27.07.2017 Nachts um 22.00 Uhr, um eine letzte Rucksackkontrolle vorzunehmen. Wir mussten den Flixbus nach Genua um 00:30 vom Flughafen aus nehmen um dann nachts zu fahren. Wir verprachten den ersten Tag in Savone, von wo aus unsere Fähre fuhr, dort machten wir es uns zu fünfzehnt in einem Park bequem und aßen erfrischende Wassermelone, tranken frisches Wasser und füllte unsere Flaschen auf, bevor wir uns abends auf das Schiff, das über Nacht nach L´Île-Rousse übersetzen sollte. Teils auf dem Deck, teils in den Fluren machten wir Pfadfinder es uns zum Schlafen bequem.
Als bereits alle von Board waren, schlief ein Teil von uns seelenruhig auf Deck weiter, bis man uns vom Boot scheuchte. Verschlafen traten wir erstmals auf korsichen Boden und gingen mit unseren vollen, aber noch leichten Rucksäcken gemeinsam frühstücken. Später sollten wir uns in zwei Gruppen teilen. Wie planmäßig, wollte der ältere und erfahrenere Teil unseres Stammes den durchaus sehr anspruchsvollen GR20 durch das korsische Gebirge bewandern um dann an unserem Gemeinsamen Treffpunkt im Inselinneren anzugelangen. Gleichzeitig ging meine Sippe mit Heiner und mir eine vermeintliche leichtere Route mit größeren Streckenabschnitten entlang der Küste.
Ab diesem Teil kann ich nur für unsere Kleingruppe sprechen. Wir begannen unseren Tag mit einer Zugfahrt in die nördlich gelegene Stadt Calvi, von welche uns ein trockener gerader Weg in den Süden nach Galèria bringen sollte, die Temperaturen von über 36°C machten uns bei unserem Gepäck zu schaffen und wir gelangten letzlich abends in Galèria an. Mit einem Tag verzögerung sollte es am nächsten Tag über die Berge weiter südlich in das 50-Seelendorf Girolatat gehen. Mit vormittaglichen Temperaturen von noch unter 30°C bewältigten wir die ersten Kilometer ganz gut, nachdem jeder einen Liter getrunken und einen weiteren Liter Wasser dabei hatte. Zunächst schien das so auch gut zu gehen, bis die Ersten ihre Trinkflaschen geleert hatte. Nach nun 5 Stunden Marsch wurde uns klar, dass es kein vor und zurück mehr gab. Wir hatten zusammen noch wenige Liter Wasser und eine Auffüllmöglichkeit blieb eine schöne Phantasie, sollte sich aber nicht mehr so schnell bieten. Der Gipfel konnte nicht mehr weit sein, nur noch 50 Höhenmeter, nur noch wenige Kurven. Nach nun zwei Stunden ohne Wasser, verfielen wir nach einer Essenspause in einen erholsamen Schlaf im Schatten. Wir ließen Essen und unnötiges Gewicht in den Bergen, denn wir mussten heute noch auf die andere Seite des Berges wieder zurück an die Küste. Wie wir später erfahren sollten, hatten wir bereits die 40°C Marke erreicht und wir kämpften uns unter widrigen Umstanden und mit letzter, gemeinsamer Kraft an den Gipfel. Wir unterstützen uns gegenseitig und trugen die Rucksäcke anderer um diese zu entlasten.
Zum erstenmal sahen wir das Dorf in das wir sollten. Aber es waren gut 900 Höhenmeter Abstieg und 10 Kilometer Strecke, doch die Sonne stand bereits wenige Finger über dem Meer und die Wege wurden schlechter. Letztlich war das Sonnenlicht nur noch so spärlich und unsere geistige und physische Kraft so beschränkt, dass wir den Weg nicht mehr finden konnten, als plötzlich zwei Sipplinge riefen. Es war ein Engel. Ein übereifriger Profisportler joggte auf dem Berg. Er meinte, er wolle noch schnell auf den Gipfel und würde uns dann den Weg zeigen. Wir müssten aber auch joggen um noch vor der totalen Finsternis im Dorf anzukommen. Er trug drei Rucksäcke und wir joggten. Wir würden es nicht schaffen, denn der Weg war voller Wurzeln und Steine, doch wir mussten. Er rief Freunde dazu, die uns ebenfalls Rucksäcke abnahmen und Wasser brachten. Jetzt waren es nur noch wenige Kilometer und die Sonne war bereits verschwunden und lies uns in den Händen dieser Korsen die uns bis ins Dorf brachten.
Man empfing uns mit Wasser und offenen Gesten, lud uns ein im Dorf zu schlafen und zu Kochen.
Niemand von uns hat jemals so gut geschlafen und Wasser so wertgeschätzt, wie jetzt.
Es folgten nun Tage der Erleichterung. Wir tanken Kraft und Wasser. Mit nun zwei Trinkflaschen machten wir uns weiter auf den Weg. Da man Girolate nur zu Fuß über die Berge oder mit dem Boot erreichen konnte, mussten wir mit dem Boot weiter in die Nächste Stadt. Für ein paar Euro nahm uns ein Lieferboot mit. In Porto angekommen, schafften wir es noch bis Abends in das Bergdorf Piana.
Kochen konnten wir selten, aber in Piana hatten wir Glück und konnten bei einem charmanten älteren Herren im Garten kochen und essen. Aufgrund der besonders hohen Waldbrandgefahr mussten wir auch am nächsten Tag wieder an die Küste, denn in den Bergen, östlich von uns wütenden bereits Brände. Der Abstieg entlang einer Straße war Mühsam und zäh, aber machbar und abends konnten wir heimlich am Strand kochen.
Aufrgund von unseren anfänglichen Verzögerungen und den Waldbränden mussten wir unseren Treffpunkt mit dem Rest des Stammes verlegen und wir trafen uns so ein paar Tage später in Ajaccio.
Dort machten wir zusammen zwei entspannte Tage in einem öffentlichen Park und verbrachten viele Stunden im Schatten oder am Strand. Die Region um Ajaccio brandte regelmäßig und das Risiko dort zu wandern war zu hoch, weshalb wir mit der Bahn in den Norden nach Corte fuhren. Wir mussten noch in einen Ort am See trampen, der etwas nördlich lag. Von dort aus sollte am nächsten Tage eine Wanderung im ganzen Stamm zurück nach Corte stattfinden. Nach kleinen Schwierigkeiten starteten wir eine bildschöne Route in die Berge und erlebten unseren Stamm komplett. Wir hatten wieder etwas zu kämpfen, aber wo ein Wille ist, ist ja bekanntlich auch ein Weg und so schafften wir es trotz der ein oder anderen Qual gemeinsam noch vor Mittag auf den Gipfel. Später badeten wir traumhaft und sollten eine oder mehrer Begegnungen mit Schweinen haben…
Aber was solls… Den Rest und die Heimreise erzählen euch am besten Augenzeugen.
Es hat mich gefreut mit Markus als Stelv. Eine so schöne Fahrt mit den Weibilos machen zu können.
War einfach voller Erlebnisse und Erfahrungen.
Gut Pfad Basti